Nun, dies ist nicht ganz einfach zu beantworten, aber ich möchte meine Gründe und Überlegungen hier kurz notieren.
Nachdem ich seltsamerweise zu DDR Zeiten nie nach meiner religiösen Orientierung gefragt wurde, änderte sich dies recht schlagartig mit der Wende und der Übernahme in die bundesdeutsche Luftwaffe.
Nicht das dies früher groß die Rolle gespielt hatte…aber abgesehen davon, war es so, daß es insgesamt nur eine kleine recht übersichtliche Gemeinde gab, und man oft nicht einmal die 10 Männer für ein ordentliches Gebet in einer Stadt zusammenfinden konnte, und sich so auf die höheren Feiertage und Reisen zu den wenigen noch erhaltenen oder wieder aufgebauten Synagogen beschränkte.
Dazu kam das, auch wenn man sich in der DDR zwar antifaschistisch und mit den Juden des Holocausts solidarisch gab, jedoch offiziell stark gegen den sogn. imperialistischen israelischen Staat hetzte.
Insgesamt war ich also bis dato, abgesehen von der Briss, meiner Bar Mitzwa, und über all die Jahre einigen wenigen Synagogen-Besuchen, relativ wenig mit dem jüdischen Glauben in Berührung gekommen, ja sogar auf dem Gebiet des Essens hatte man sich relativ angepasst. Ausnahmen bildeten Besuche von Verwandten und die meist damit Verbundene Begleitung als Stütze und zum Übersetzen bei Gedenkfeiern in den Konzentrationslager der Umgebung, beispielsweise zu Kranzniederlegungen für die Opfer des Faschismus.
Die „Unterdrückung“ aller Religionen im Sozialismus funktionierte relativ gut und ich hatte gar eine weltliche, sozialistische Jugendweihe – wahrscheinlich gab es auch massive Versuche bei den Verwandten das Erlebte schreckliche zu verdrängen und keinen Wunsch darüber zu sprechen.
Während der Studien- und Ausbildungsaufenthalte in der Sowjetunion kam das Thema zwar schon mal auf, aber nur 1x, da aber richtig! – und selbst wen man gewollt hätte, der Kontakt zur „normalen“ russischen Bevölkerung beschränkte sich auf einige kurze Stadttouren und ansonsten organisierten Ausflüge zum Besichtigen der Errungenschaften des Sozialismus sowie zu Militärpersonal und deren Angehörigen, so man mal zu ihnen zum Essen nach Hause eingeladen wurde.
Etliche Jahre später, mit der Wende änderte sich das allerdings drastisch! Nicht nur das man nun plötzlich reisen konnte – meine Religion spielte nun scheinbar auch für meinen Arbeitgeber eine gewisse Rolle.
Wie bereits bei in den Texten Flying the Mig-29 for WP and NATO Part 1 und Part 2 erwähnt, wurden wir in die Bundeswehr übernommen und größtenteils deutlich degradiert. Dazu kamen auch etliche Gespräche, man könnte es schon Gewissensprüfung, oder nettes Verhör über die vor der Wende wahrgenommenen Aufgaben und Funktionen, nennen. Dabei kam auch das zur Sprache – ob ich deswegen gewissenstechnische Probleme hätte, in der Bundeswehr zu dienen und mir der möglichen Probleme bewußt wäre und das man nicht sicherstellen könnte immer den Ernährungsvorschriften genüge tun zu können, auch wenn man sich wegen einiger muslimischer Wehrdienstleistender um eine schweinefleischfreie Versorgung bemühen würde…
WTF?
Auch wenn ich zu dem Zeitpunkt echt damit gerechnet hatte, das mein Dienstverhältnis beendet werden würde, kam nicht so.
Allerdings nutzte ich meinen 1. Urlaub um das 1.x nach Israel zu reisen, was ich auch bei weiteren Gelegenheiten wiederholte.
Einfach m Land und Leute kennenzulernen, mein ultra schlechte Iwrit aufzubessern und ähnliches.
Das ich dann bald sehr viel Zeit „beruflich“ in den Vereinigten Staaten verbrachte, half mir allerdings dabei das Judentum besser kennen zu lernen noch viel mehr.
Auf jedem der dortigen Stützpunkte gab es eine mehr oder weniger große jüdische Gemeinschaft und auch einen Rabbi und so konnte man über alle die Strömungen des Judentums viel lernen und die Gelegenheiten nutzen, die Bräuche und Feiertage besser kennen zu lernen und zu verstehen.
Als sich dann meine Dienstzeit zur Jahrtausendwende dem Ende nährte, kehrte ich nach Deutschland zurück.
Doch in den fast 10 Jahren, in denen ich nur sehr selten dort war, hatte sich viel verändert. Besonders in den Neuen Bundesländern, war das Klima untereinander weit rauher geworden und auch Übergriffe auf Ausländer und Antisemitismus waren nicht mehr selten. Mir gefiel diese Entwicklung, und die Aussicht die sie mit sich brachte, nicht.
Ich hatte also eine Entscheidung zu treffen – dort leben, mit all den Widrigkeiten und Problemen, dem wachsenden Anti-Amerikanismus und dem Zunehmenden Israel-Bashing, evtl. gar in einer größeren Westdeutschen Stadt mit all ihren Integrationsproblemen, oder aber aus Deutschland weg zu gehen.
Meine Entscheidung fiel, nicht nur wegen einer, teilweise durch den Beruf, ruinierten Ehe und weil mich in Deutschland nicht mehr wirklich etwas hielt, auf weggehen.
Die USA wäre eine Möglichkeit gewesen, hatte ich doch dort lange gelebt, kannte es inzwischen recht gut und man hatte sich angepasst – Israel selbst war die andere.
Meine Entscheidung fiel, auch wegen einer beruflichen Möglichkeit die sich ergab, für Israel – den einzigen jüdischen Staat.
Und so kam es, das ich Aliya machte.
Und ich habe es nicht bereut!
[…] sprach im Text „Warum ich Aliya machte“ über ein einmaliges Erlebnis, bezüglich meiner Religion, in […]
Danke und danke vorallem dafür, dass du das Internet und mich noch in deutscher Sprache beglückst. 😀
Nun, die deutschen Klassiker sind ja kaum von der Hand zu weisen 😉